KULTUR UND WISSENSCHAFT

  IN NORDRHEIN-WESTFALEN

Stipendien für Talente

Ein Doktorhut auf einem Stapel Bücher

Stipendien für Talente

Stipendien helfen jungen Menschen bei der Finanzierung ihres Studiums, unabhängig von der Herkunft. Die 13 Begabtenförderwerke und das Deutschlandstipendien unterstützen Talente auf ihrem Weg mit finanzieller und ideeller Hilfe. Hier lesen Sie die Geschichten verschiedener Stipendiatinnen und Stipendiaten, die zeigen: Für jedes Talent findet sich das passende Stipendium.

Viele Stipendien Viele Wege zur Förderung

Stipendien sind das wirkungsvollste Instrument, um die finanzielle Situation im Studium zu verbessern und zugleich durch ideelle Förderung die Persönlichkeitsentwicklung sowie die Perspektiven für einen erfolgreichen Einstieg in den Beruf zu fördern. Besondere Wirkung erzielen Stipendien in der Förderung von Bildungsaufsteigerinnen und Bildungsaufsteigern. Mitunter gelingt es sogar, ansonsten gravierende Erfolgsdifferenzen zwischen Studierenden unterschiedlicher sozialer Herkunft durch ein Stipendium nahezu auszugleichen.

Die Bundesregierung finanziert insgesamt 13 Förderungswerke, die Stipendien an Studierende vergeben. Überdurchschnittliche Leistungen (im individuellen Lebenskontext) sind bei der Bewerbung genauso wichtig wie gesellschaftliches oder soziales Engagement. Eine weitere Studienförderung der Bundesregierung ist das Aufstiegsstipendium für Berufserfahrene, das sich an Fachkräfte mit Berufsausbildung und Praxiserfahrung richtet. Mit dem Deutschlandstipendium hat die Bundesregierung die Studienfinanzierung durch ein Programm ausgebaut, das zugleich eine neue Stipendienkultur in Deutschland anstößt. Bund und private Förderer – Unternehmen, Vereine, Stiftungen und Privatpersonen – unterstützen gemeinsam leistungsstarke Studierende. In Nordrhein-Westfalen vergeben über 50 Hochschulen die Deutschlandstipendien an begabte Studierende..

Lernen Sie mit uns leistungsstarke Talente und ihre persönlichen Geschichten kennen, die sich heute stolz Stipendiatinnen und Stipendiaten nennen dürfen.

Wiebkes Geschichte Aufstiegsstipendium

Portraitfoto Wiebke mit Zitat

Bei Beginn ihrer Berufsausbildung hätte sich Wiebke Henningsen ein Studium noch gar nicht vorstellen können. Nun ist sie als Studentin in Reisevorbereitungen: In ihrem Studium der Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wird sie für ein Praxissemester an den Standort eines großen deutschen Konzerns bei  Los Angeles gehen. Unterstützung für das Studium erhält sie durch das Aufstiegsstipendium für Berufserfahrene, einem Programm des Bundesbildungsministeriums, das sich speziell an engagierte Fachkräfte mit Berufsausbildung und mehrjähriger Praxiserfahrung richtet.

Die Realschule in Ratekau bei Lübeck hatte Wiebke mit sehr guten Noten abgeschlossen.  Für Wiebke gab es die Option, auf ein Gymnasium zu wechseln oder eine Berufsausbildung zu machen. „Ich wollte gerne etwas Praktisches lernen“, erinnert sich Wiebke. „Wenn bei uns Zuhause etwas kaputt ging, war oft ich es, die versucht hat, es zu reparieren – und meistens hat es auch funktioniert“, lacht sie.

Mit gutem Abschluss zum Ausbildungsplatz

Über ein Schulpraktikum erlangt Wiebke Einblick in die Arbeit eines Unternehmens für Medizintechnik und bewirbt sich um eine Ausbildung. Von Medizintechnik bekommt sie auch Zuhause einiges mit, denn ihr Vater ist Servicetechniker für medizinische Geräte. In seiner kleinen Werkstatt hat Wiebke ihn schon oft unterstützt. Daher ist sie begeistert über die Zusage für die Ausbildung zur Elektronikerin für Geräte und Systeme: „Die Elektronik in hochspezialisierten Geräten zu fertigen und zu testen, war genau das, was mich interessierte.“  In der Ausbildung zeigt Wiebke was sie kann, ihre Abschlussarbeit schreibt sie bereits in der Forschungsabteilung und bei der Ausbildungsprüfung  erreicht sie 90 Punkte, ein “sehr gut“.

Nach dem Ausbildungsabschluss kann Wiebke im Unternehmen als Facharbeiterin einsteigen, und zwar direkt mit einer sehr verantwortungsvollen Position: „Im Unternehmen gab es gerade eine offene Stelle im ‚Component Engineering‘, auf die ich mich bewerben konnte – und dann glücklicherweise auch erhalten habe“, schmunzelt Wiebke. Ihre Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass die elektronischen Bauteile für die Medizingeräte immer auf dem aktuellen Stand sind. Wenn Zulieferer bisher verwendete Bauteile durch Neuentwicklungen ersetzen, überprüft Wiebke in Zusammenarbeit mit den betroffenen Fachbereichen, ob diese ebenfalls zuverlässig für die hochkomplizierten Medizingeräte funktionieren oder ob für den Einsatz Bauteile von anderen Zulieferern besser geeignet sind.  „Bei den Spezialgeräten für Kliniken muss einfach alles stimmen, da geht es schließlich am Ende um Menschenleben“, erklärt Wiebke.

"Ich sagte mir: Du hast schon so viel geschafft, du schaffst auch ein Studium."

Wiebkes Chef ermutigt sie, sich weiter zu qualifizieren und so startet sie bereits wenige Monate nach dem Ausbildungsabschluss mit einer berufsbegleitenden Weiterbildung zur Technikerin. Das bedeutet vier Jahre lang nach der Arbeit noch lernen. Der Unterricht ist Dienstag und Donnerstag am Abend und am Samstag von 7:30 Uhr bis zum Nachmittag. „Freitags Party war da selten möglich, weil ich am nächsten Morgen fit sein musste“, sagt Wiebke. Für ihre Hobbies, darunter eine Gruppe für orientalischen Tanz, bleibt nur wenig Zeit. „Aber die Technikerweiterbildung hat sich gelohnt - und als nach der Halbzeit die Noten immer noch sehr gut waren, sagte ich mir: ‚Du hast schon so viel geschafft, du schaffst auch ein Studium‘.“

Auf die Motivation kommt es an

Zusammen mit der Technikerqualifikation hat Wiebke auch das Fachabitur erreicht und recherchiert nach Studienangeboten. Davon, dass Wiebke ihren guten Job für ein Studium aufgeben will, ist ihre Mutter erst einmal nicht so begeistert. Dann aber rät sie Wiebke, sich doch einmal nach Stipendien umzuschauen. Bei der Suche im Internet stößt Wiebke auf das Aufstiegsstipendium für Berufserfahrene: „Ich dachte mir, das kann doch nicht wahr sein, das passt ja perfekt!“ Sie sendet die Online-Bewerbung und ist mit ihrem hervorragenden Ausbildungsabschluss schon bald eine Runde weiter. „Bei der nächsten Stufe, dem Online-Kompetenz-Check, war ich vorher schon ziemlich nervös. Aber es wurde kein Fachwissen abgefragt, sondern es ging hauptsächlich um die Motivation fürs Studium. Es wird z.B. nach Beispielen für  Durchhaltevermögen über einen längeren Zeitraum gefragt und ob man mit anderen Menschen gut umgehen kann.“ Auch das Auswahlgespräch hat Wiebke in guter Erinnerung: „Da war eine sehr positive Atmosphäre und die Juroren hatten wirklich Interesse daran, was ich schon gemacht habe und was ich studieren möchte.“

Nach der Zusage für das Aufstiegsstipendium wird die Suche nach dem passenden Studium ganz konkret, Wiebke hat nach der Aufnahme ein Jahr Zeit, mit dem Studium zu beginnen. Sie entscheidet sich für das Fach Wirtschaftspsychologie: „Mit meinem Hintergrund hätte sich natürlich auch ein Studium in der Medizintechnik angeboten, ich möchte aber später im Projektmanagement arbeiten und da ist Wirtschaftspsychologie eine gute Grundlage. Außerdem möchte ich in grundsätzlich dazu beitragen, dass es mehr Frauen in der Führungsebene gibt “, erläutert Wiebke ihre Motivation.  Für das Studium zieht Wiebke von Schleswig-Holstein nach Nordrhein-Westfalen. „Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg hat einen guten Ruf und bietet den Studiengang mit genau den Schwerpunkten an, die ich gesucht habe – und ich wollte auch einmal raus und woanders leben“, sagt sie. Nach fast fünf Jahren im Beruf beginnt sie ihr Studium.

„Ins Studium musste ich mich am Anfang erst hineinfinden“, blickt Wiebke zurück. „Ich hatte vorher ja vor allem technische Sachen gelernt. Aber die Wirtschaftsthemen und die Psychologie finde ich einfach spannend. Außerdem haben wir im Studium gute Arbeitsgruppen." Gerne informiert sie andere Studierende mit einem beruflichen Hintergrund über die Studienförderung für Berufserfahrene. Unter anderem betreute sie mit einem Mitstipendiaten bei einer Veranstaltung der Hochschule einen Infostand zum Aufstiegsstipendium.

Bald beginnt für Wiebke das  fünfte Semester, das Praxissemester, bei dem die Studierenden Erfahrung in einem Unternehmen sammeln. Über einen Job als Werkstudentin konnte sie Kontakt zu einem international arbeitenden Unternehmen knüpfen und sich erfolgreich um ein Praktikum in Kalifornien bewerben. Für das Auslandssemester erhält Wiebke im Aufstiegsstipendium noch einmal eine zusätzliche monatliche Pauschale. „Das Praxissemester in den USA wird eine ganz besondere Erfahrung, ich freue mich schon sehr darauf“, sagt Wiebke.

Das Aufstiegsstipendium unterstützt Fachkräfte mit Berufsausbildung und Praxiserfahrung bei der Durchführung eines ersten akademischen Hochschulstudiums. Es ist ein Programm der Begabtenförderung und unterstützt Menschen, die in Ausbildung und Beruf ihr besonderes Talent und Engagement bewiesen haben. Die SBB - Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung führt im Auftrag und mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten durch und begleitet sie während ihres Studiums.

Mehr Informationen unter www.sbb-stipendien.de/aufstiegsstipendium.

Das Stipendium fördert ein erstes akademisches Studium an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule. Voraussetzungen für eine Bewerbung sind:

  • eine abgeschlossene Berufsausbildung,
  • im Anschluss an die Ausbildungsprüfung mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und
  • ein Beleg für besondere berufliche Leistungen etwa durch die Gesamtnote der Ausbildungsprüfung  „gut +“ (87 Punkte) oder besser.

Der erste Schritt zum Aufstiegsstipendium ist eine Online-Bewerbung. Die weiteren Schritte sind ein Online-Kompetenz-Check und ein persönliches Auswahlgespräch.

Jussras Geschichte Avicenna-Studienwerk

Portraitfoto Jussra

Jussra ist immer sehr gern zur Schule gegangen. Das zeigte sich auch an ihren Noten. Die Zeugnisse der fleißigen Schülerin zierten hauptsächlich Einsen und Zweien. Doch im Alter von 13 Jahren änderte ein Schicksalsschlag alles in Jussras Leben. Ihre Mutter verstarb. „Ich glaube jeder kann sich vorstellen, wie hart das ist. Ich hatte Glück, denn meine Lehrer hatten sehr viel Verständnis.“ Und so bekam Jussra nach gut einem Jahr auch in der Schule wieder die Kurve.

Die Deutsche mit libanesischen und marokkanischen Wurzeln besuchte das Heisenberg Gymnasium in ihrer Heimatstadt Gladbeck. Schon neben der Schule engagierte sich Jussra ehrenamtlich in ihrer Moscheegemeinde. Bis heute fördert sie den Dialog zwischen jugendlichen Muslimen und Nicht-Muslimen. Seit dem Tod ihrer Mutter lebt sie mit ihrem Vater, einem Bauzeichner, und drei Geschwistern zusammen und muss regelmäßig im Haushalt helfen. Trotz dieser zusätzlichen Aufgaben sind ihre Leistungen in der Schule konstant gut. Ihre Lehrer erkannten das Potenzial der starken Schülerin und schickten sie zum Talentscout an der Schule. Talentscout Seren Başoğul lernte sie in der Oberstufe kennen. „Ich habe mich so gefreut. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt und ich dann auch noch als Talent ausgewählt werde. Das war ein tolles Gefühl“, so Jussra.

"Mir war einfach nicht bewusst, welche Stärken ich habe."

Die Schülerin war stur, wie sie selbst sagt, und wollte unbedingt Medizin studieren. „Das Fach kennt man halt und ich hatte auch schon ein Praktikum in dem Bereich gemacht.“ Ihr Talentscout riet ihr zu einem Plan B. „Das war meine Rettung. Denn sonst wäre ich in ein Loch gefallen. Ich habe meine  Abiturklausur in Pädagogik versemmelt und mit meinem Schnitt hätte ich lange auf einem Platz für Medizin warten können. Mir war einfach nicht bewusst, welche Studienfächer es überhaupt noch gibt und welche Stärken ich habe.“ Ihr Talentscout organsierte ihr Möglichkeiten, um in verschiedene Studiengänge reinzuschnuppern. Am liebsten wollte Jussra dann Management & Economics an der Ruhr-Universität Bochum studieren und sie wurde auch angenommen. Doch das Glück hielt nicht lang an. „Ich habe die Einschreibung verpasst, weil ich im Urlaub war. Ich habe mich sehr über mich selbst geärgert und mich auch geschämt. Und wie immer, wenn ich nicht weiter weiß, habe ich Seren kontaktiert.“

Bei einem Treffen im NRW-Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen sind Jussra und ihr Talentscout alle Optionen für sie durchgegangen und danach konnte sie „mit einem guten Gewissen nach Hause.“ Ein Tipp ihres Talentscouts war, sich einfach nochmal zu bewerben und so, eventuell über das Nachrückverfahren den Studienplatz zu ergattern. Das versuchte Jussra dann auch. Mit Erfolg, „zwei Tage später kam die Nachricht, dass ich angenommen wurde. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Alleine wäre ich niemals auf die Idee gekommen. Genau das ist es, was ich am Talentscouting so schätze. Da ist immer jemand, der an mich glaubt. Natürlich hat meine Familie auch versucht, mich zu trösten. Aber nur damit ich aufhöre zu weinen“, sagt die aufgeweckte Studentin und lacht.

Nachdem die Hürde ins Studium dann überwunden war, schlug ihr Talentscout vor, sich für ein Stipendium zu bewerben. „Und ich dachte schon wieder. Was? Ich? Ein Stipendium? Aber ich vertraue Seren und habe es mit ihrer Unterstützung versucht.“ Heute ist Jussra Stipendiatin beim Studienwerk Avicenna. „Das ist so gut für mich, da ich mir jetzt viel weniger Sorgen über die Finanzierung meines Studiums machen muss. Ich bin einfach glücklich und dankbar. Und was ich noch toll finde: Da die Talentscouts auch an meiner Uni in Bochum sind, kann ich jetzt einfach auch dorthin gehen, wenn ich Beratung brauche. Aber auch mit Seren stehe ich nach wie vor über WhatsApp oder Email in Kontakt.“

Das Avicenna-Studienwerk ist das erste muslimische Begabtenförderungswerk in Deutschland und zugleich das jüngste der Begabtenförderungswerke.

Durch die Vergabe von Stipendien fördert das Avicenna-Studienwerk talentierte und sozial engagierte muslimische Studierende und Promovierende aller Fachrichtungen.

Mehr Informationen unter www.avicenna-studienwerk.de/.

Das Avicenna-Studienwerk fördert muslimische Studierende und Promovierende, die

  • überdurchschnittliche fachliche Leistungen vorweisen und über den eigenen Tellerrand hinausblicken,
  • sich sozial engagieren und Gesellschaft aktiv mitgestalten,
  • sich zu ihrem islamischen Glauben bekennen und Interesse am interreligiösen Austausch mitbringen.

Neben muslimischen Abiturienten, Studierende und Promovierenden können sich auch Nichtmuslime für die Förderung qualifizieren, wenn sie sich in besonderer Weise für den Dialog mit dem Islam einsetzen oder einen spezifischen Islambezug in ihrem Studiengang aufweisen.

Mai-Vys Geschichte Deutschlandstipendium

Portraitfoto Mai-Vy

Mai-Vy hatte schon früh einen starken Willen. Nach der Grundschule wollte sie unbedingt auf das Gymnasium. Ihre Eltern waren dagegen, da sie Sorge hatten, Mai-Vy könnte es nicht schaffen. „Ich wollte aber unbedingt, also habe ich mich durchgesetzt“, erzählt die 23-Jährige. Sie entschied sich für das Sophie-Scholl-Gymnasium in Oberhausen. Mai-Vy schaffte es auf dem Gymnasium, schrieb gute Noten, wurde aber auch dafür gehänselt. „Da stand ich drüber“, berichtet sie. Nur ihre Mathenote in der elften Klasse litt darunter. „In meinem Kurs waren nur Schüler, die nicht nett zu mir waren. In der zwölften Klasse wechselte ich dann den Kurs und schrieb wieder bessere Noten.“ Mittlerweile studiert Mai-Vy im fünften Semester Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Medien-, Freizeit- und Kulturwirtschaft an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Sie hat seit dem ersten Semester ein Deutschlandstipendium und schreibt sehr gute Noten, auch in Mathe. Und das, obwohl viele Kurse, die sie während des Studiums belegen muss, überhaupt nicht ihr Fall sind. „Ich musste mich richtig durchs Grundstudium durchbeißen. Ich hatte mein Ziel vor Augen und wusste, dass ich dafür das Grundstudium packen muss. Das hat mich motiviert.“  Fächer wie Rechnungswesen fielen ihr schwer, aber sie bestand alle Klausuren. „Ich lerne gern, muss aber immer verstehen, wofür ich das Gelernte gebrauchen kann. Außerdem brauche ich lange, bis das Gelernte richtig sitzt. Also wiederhole ich alles immer wieder.“

"Ich musste mich richtig durchs Grundstudium durchbeißen. Ich hatte mein Ziel vor Augen und wusste, dass ich dafür das Grundstudium packen muss. Das hat mich motiviert."

Mai-Vys Eltern stammen aus Vietnam. Sie sind beide im Teenageralter, während des Vietnamkrieges, über das Friedensdorf nach Deutschland gekommen. Ihr Vater ist Schlosser, ihre Mutter Frührentnerin. Als Mai-Vy in die vierte Klasse kam, meldeten ihre Eltern sie in der Musikschule an, Mai-Vy sollte Klavierspielen lernen. „Ich hatte aber Probleme mit dem Klavierlehrer und hörte nach vier Jahren wieder auf zu spielen.“ Sie entdeckte das Schlagzeug für sich. „Meine Eltern waren erst total dagegen. Sie sagten ‚Mädchen spielen nicht Schlagzeug‘ und dass ich sicher bald wieder damit aufhören würde – ich spiele es noch immer.“  In der elften Klasse begann Mai-Vy auch wieder Klavier zu spielen. Sie engagierte sich in dem Oberhausener Musikprojekt „LirICH und DU“, welches Kinder aus weniger privilegierteren Familien fördert. Nach dem Abitur 2012 wollte sie sogar Musik auf Lehramt studieren. Für dieses Studium musste sie eine theoretische und eine praktische Prüfung bestehen. Doch sie ließ die Musiktheorie schleifen. „Ich versemmelte die Musiktheorieprüfung so sehr, dass man mich gar nicht erst zum Vorspielen zuließ.“

Mai-Vy musste lernen, dass man auch mal Scheitern kann. „Im Nachhinein ist es gut, dass es so gelaufen ist. Ich hatte Zeit, herauszufinden, was ich nicht machen will, und konnte meine Stärken und Schwächen kennenlernen“. Mai-Vy hätte die Musikprüfung ein Jahr später wiederholen können. Sie entschied sich aber dafür, Praktika zu machen und herauszufinden, was sie studieren möchte. Unterstützt wurde sie dabei vor allem von dem Leiter der städtischen Musikschule Oberhausen. Er bemerkte ihr Organisationstalent und riet ihr, sich Studiengänge anzusehen, die Veranstaltungsmanagement beinhalten. Sie schaute sich verschiedene Studiengänge an, informierte sich über BAföG und Stipendien, glaubte aber, dass ihre Abi-Note nicht gut genug für ein Stipendium sei.

Mai-Vy entschied sich dafür, an der Westfälischen Hochschule Wirtschaft zu studieren und lernte bei der Einschreibung das Team von "Meine Talentförderung" kennen, welches sie bei ihrer Bewerbung für ein Stipendium unterstützte. An der Hochschule ist Mai-Vy angekommen. „Ich hatte anfangs Sorge, dass eine Fachhochschule schlechter als eine Universität sein könnte. Aber dem ist nicht so. Ich fühle mich hier sehr wohl."

Das Deutschlandstipendium fördert Studierende sowie Studienanfängerinnen und Studienanfänger, deren Werdegang herausragende Leistungen in Studium und Beruf erwarten lässt. Sie erhalten 300 Euro monatlich – die Hälfte vom Bund und die andere Hälfte von privaten Stiftern. Dieses Bündnis aus zivilgesellschaftlichem Engagement und staatlicher Förderung ist das Besondere am Deutschlandstipendium.

Der Leistungsbegriff, der dem Stipendium zugrunde liegt, ist bewusst weit gefasst: Gute Noten und Studienleistungen gehören ebenso dazu wie die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen oder das erfolgreiche Meistern von Hindernissen im eigenen Lebens- und Bildungsweg. In Nordrhein-Westfalen vergeben insgesamt rund 50 Hochschulen Deutschlandstipendien.

Mehr Informationen unter www.deutschlandstipendium.de

Das Stipendium wird über die teilnehmenden Hochschulen koordiniert. Bei den Hochschulen liegt auch die Verantwortung für das Auswahlverfahren und die Vergabe der Stipendien. Informationen zu  Voraussetzungen und Bewerbungsverfahren erhalten  Sie  an Ihrer Hochschule.

Hendriks Geschichte Evangelisches Studienwerk Villigst

Portraitfoto Hendrik

Die Zusage für das Stipendium des Evangelischen Studienwerks Villigst kam per E-Mail als Hendrik gerade mit Freunden in den Niederlanden war, um sich von den Abiturprüfungen zu erholen und auch ein bisschen zu belohnen. „Die offizielle Zusage war in einem der Anhänge. Ich habe den ersten Anhang geöffnet, das war ein Busfahrplan zum Stipendienwerk und ich konnte erst nichts damit anfangen. Im zweiten Anhang dann die Zusage. Mann, war ich baff!“, erinnert er sich, „nicht nur das Abitur mit 1,5 bestanden, sondern auch noch ein Stipendium im Gepäck. Ich konnte mein Glück kaum fassen.“

"Ich dachte immer, ein Stipendium sei nur für Professorenkinder."

Hendrik ist im ersten Semester seines Lehramtsstudiums der evangelischen Religion und Geschichte an der Universität Duisburg-Essen. Zwei Fächer, die, wie er findet, eigentlich eines sein müssten. Denn Geschichte werde stark von Religion geprägt und auch umgekehrt könne man Religion nie losgelöst von Geschichte betrachten. Hendrik möchte Lehrer an einer Gesamtschule werden und interessiert sich sehr für diese beiden Fächer. Seine Abi-Klausur in Geschichte hat er sogar mit der bestmöglichen Note bestanden: fünfzehn Punkte.

Trotz seines sehr guten Notendurchschnitts hätte er nicht gedacht, dass er jemals mit einem Stipendium gefördert werden würde. „Ich wusste nur so ungefähr, was ein Stipendium ist und dachte, das sei nur für Professorenkinder. Erst als mein Talentscout Nils Bergenthum von der Hochschule Ruhr West mir vorgeschlagen hat, mich um ein Stipendium zu bewerben, habe ich das überhaupt als Option für mich wahrgenommen. Und nur durch den Zuspruch und mit Unterstützung meines Talentscouts und des TalentKollegs Ruhr in Herne habe ich mich dann auch wirklich beworben, denn ich wusste weder, wie das Bewerbungsprozedere abläuft noch wie ich am besten ein Bewerbungsschreiben formuliere.“

Erster Student der Familie

Hendrik ist der erste, der in seiner Familie studiert. Seine Mutter arbeitet in einer Arztpraxis, sein Vater ist Kraftwerksmeister für Elektronik in einem Kraftwerk in Essen, genau wie sein Bruder. Ein Studium aufzunehmen, war schon lange der Wunsch des 20-jährigen Oberhauseners. Mit seiner Familie konnte er seine Pläne aber nur bis zu einem bestimmten Punkt besprechen. Die Erfahrung mit der akademischen Welt war einfach nicht vorhanden. „Meine Eltern haben mir immer Mut gemacht, meinen Weg zu gehen. Aber erst im NRW-Talentscouting bekam ich dann auch Antworten auf meine beruflichen Fragen. Es war wichtig für mich, von jemandem, der kein Familienmitglied ist, zu hören, dass ich etwas kann. Obwohl ich meinen Talentscout Nils noch nicht so lange kenne, ist er wie ein alter Freund, mit dem ich auf professionelle Weise alles besprechen kann. Eine akademische Ausbildung und besonders Geisteswissenschaften sind für meine Eltern einfach sehr abstrakt.“

Hendrik engagiert sich neben der Schule in dem Eine-Welt-Laden seiner Kirchengemeinde. Daneben spielt er begeistert Fußball, ist im Jugendvorstand seines Vereins und auch noch Fußballtrainer und Schiedsrichter. Dass dieses ehrenamtliche Engagement nicht selbstverständlich ist und von Begabtenförderungswerken neben den Schulnoten bei der Bewerbung um ein Stipendium berücksichtigt wird, wurde Hendrik in den Gesprächen mit seinem Talentscout Nils klar. „Meine Tätigkeiten außerhalb der Schule habe ich nie als besonderes Engagement oder als Leistung  gesehen“, überlegt Hendrik, „das war für mich immer selbstverständlich, weil ich gerne mit Menschen arbeite.“ Neben der finanziellen Unterstützung des evangelischen Studienwerks Villigst, ist Hendrik deshalb das ideelle Förderprogramm sehr wichtig. „Schon bei den ersten Veranstaltungen habe ich viele Mitstipendiatinnen und -stipendiaten kennengelernt. Ich habe gemerkt, dass mir dieses Netzwerk an Menschen persönlich viel bringt. Alle begeistern sich für unterschiedliche Themen und man kann gemeinsam daran arbeiten. Das ist motivierend und erweitert den eigenen Horizont. Wenn mich mein Vater manchmal augenzwinkernd ‚Doktor‘ nennt, muss ich lachen. Ob ich mal promovieren werde, kann ich jetzt wirklich noch nicht sagen.“

Das Evangelische Studienwerk Villigst ist das Begabtenförderungswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland und fördert derzeit rund 1200 Studierende aller Fachrichtungen sowie 200 Promovierende.

Im Studienwerk treffen sich Menschen, denen Bildung und Wissenschaft wichtige Anliegen sind – auch für die lebendige Zukunft der evangelischen Kirche. Gegründet 1948 angesichts des Versagens der akademischen Schichten im Nationalsozialismus will das Studienwerk Bildung auf Demokratie, Widerspruchstoleranz, soziale Verantwortung und die Würde des Menschen beziehen. Dazu trägt die vielfältigen Angebote im rahmen der ideellen Förderung des Studienwerks bei.

Mehr Informationen unter www.evstudienwerk.de.

Für eine Förderung des Evangelische Studienwerks Villigst kann man sich selbst bewerben. Gleichzeitig gibt es ein Vorschlagsrecht, beispielsweise durch Dozierende.

Das Auswahlverfahren besteht aus zwei Schritten: Dem Einreichen der schriftlichen Unterlagen und der persönlichen Vorstellung vor Auswahlteams.

Kriterien für eine Förderung sind:

  • gute fachliche Leistungen
  • gesellschaftliches Engagement, beispielsweise in einer Kirche, in der Schule oder im sozialen Bereich
  • Mitgliedschaft in einer evangelischen Kirche, begründete Ausnahmen sind möglich.

Zaynabs Geschichte Friedrich-Ebert-Stiftung

Portraitfoto Zaynab

„Die Stiftung ist perfekt für mich“, sagt die 20-jährige Zaynab mit einem Lächeln im Gesicht stolz. Für das Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung ist sie sehr dankbar. „Die Angebote sind toll, ich war schon auf einigen Seminaren in Bonn“, erzählt Zaynab. „Erst vor Kurzem habe ich an einem Seminar über Hassrede im Internet teilgenommen, das war echt gut. Das ideelle Programm der Stiftung ist total vielseitig, da ist für jeden etwas dabei”, schwärmt Zaynab über das Angebot der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie studiert im fünften Semester Französisch und Spanisch an der Universität Duisburg-Essen. Nebenbei gibt Zaynab ein Tutorium in Französisch an der Uni.

"Um ehrlich zu sein habe ich nicht gedacht habe, dass ich mit einem Abschnitt von 2,1 ein Stipendium im Studium bekomme."

Ihren Talentscout Cahit von der Westfälischen Hochschule und die Talentförderung kennt Zaynab bereits seit der neunten Klasse. Während der Zeit auf dem Essener Leibniz-Gymnasium wurde die heutige Studentin durch das Schülerstipendienprogramm der START-Stiftung unterstützt und gefördert. Dass sie sich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung beworben hat, ist für sie ein persönliches kleines Wunder. Über ein Stipendium während ihres Studiums hat sich Zaynab zunächst keine Gedanken gemacht. „Um ehrlich zu sein habe ich nicht gedacht, dass ich mit einem Abschnitt von 2,1 ein Stipendium im Studium bekomme. Aber durch meinen Talentscout ist es dazu gekommen“, sagt Zaynab. Dass sie heute von der Friedrich-Ebert-Stiftung gefördert wird, hat Zaynab neben ihren guten Noten in der Schule besonders ihrem starken sozialem Engagement und ihrer ausgeprägten kulturellen Kompetenz zu verdanken.

Immer dort, wo man wirklich gebraucht wird

Ehrenamt ist besonders wichtig für Zaynab. In der Oberstufe engagierte sie sich trotz Abistress für das Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“. „Man muss sich informieren, wo man wirklich gebraucht wird”, erzählt Zaynab. „Dann macht die Arbeit besonders viel Spaß.“ Auch heute ist sie gesellschaftlich engagiert. In ihrer Freizeit arbeitet die Studentin ehrenamtlich für die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Dort unterstützt sie das Projekt „Liebeswelten“. In einem Parcours sollen sich die Teilnehmenden mit Spaß und viel Kommunikation mit Themen wie Familienplanung und Sexualität beschäftigen. „Die Teilnehmenden setzen sich im Laufe des Parcours auch mit ihren eigenen Werten auseinander“, erzählt Zaynab über das Projekt. „Es geht vor allem darum, neu zugewanderte junge Erwachsene über kulturelle Unterschiede aufzuklären. Im Mittelpunkt stehen die Themen Liebe und Beziehung.“ Zaynab hilft dort immer gerne, wenn sie und ihre Sprachfähigkeiten gebraucht werden. Neben Spanisch, Französisch und Englisch spricht Zaynab fließend Arabisch, da ihre Familie aus dem Libanon stammt.

Ein positiver Blick in die Zukunft

In ihrer Familie ist die 20-jährige die Einzige, die studiert. Für ihre Eltern ist es nicht immer einfach, den Alltag ihrer Tochter zu verstehen. Ihre Geschwister befinden sich in der Berufsausbildung oder bereits im festen Job und haben dadurch einen sehr strukturierten Alltag. Bei Zaynab sieht dies momentan anders aus. „Manchmal bin ich von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends unterwegs“, erzählt sie. Durch das Studium kämpft sich Zaynab zusammen mit Talentscout Cahit. „Am Anfang war es ein bisschen schwierig für mich, an der Uni zurechtzukommen. Das System fand ich echt verwirrend”, erinnert sich Zaynab an ihren Studienanfang. Nach anfänglichen Schwierigkeiten weiß sie mittlerweile jedoch genau über die Struktur Bescheid und kennt sich gut aus. Sie gehört durch exzellente Noten zu den Besten ihres Jahrgangs. Wie es nach dem Studium für sie weitergeht, weiß Zaynab noch nicht ganz genau. „Durch das Tutorium, das ich an der Uni gebe, und im Nachhilfeunterricht für Schülerinnen und Schüler habe ich gemerkt, dass ich den Bereich Lehramt super interessant finde“, erklärt sie. „Vielleicht möchte ich aber auch promovieren oder beim auswärtigen Amt arbeiten.“ So ganz genau steht der Plan noch nicht fest. Der nächste Schritt aber ist klar: das Masterstudium.

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ist die älteste politische Stiftung in Deutschland. Sie wurde 1925 gegründet.

Ein wichtiges Anliegen der  Begabtenförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung  ist es, jungen, überdurchschnittlich begabten und gesellschaftspolitisch engagierten Studierenden und Promovierenden durch ein Stipendium den Zugang zum Studium bzw. zur Forschung zu ermöglichen. Daher richtet sich das Angebot besonders an akademische Nachwuchskräfte aus einkommensschwachen Familien sowie an Bewerber und Bewerberinnen mit Migrationshintergrund.

Mehr Informationen unter www.fes.de/studienfoerderung.

Die Förderung der Friedrich-Ebert-Stiftung richtet sich fächerübergreifend an besonders begabte Studierende und Promovierende mit gesellschaftspolitischem Engagement und Persönlichkeit.

Voraussetzungen für eine Bewerbung sind:

  • politisches und/oder soziales Engagement
  • Begabung (überdurchschnittliche schulische und studienbezogene Leistungen)
  • Persönlichkeitsbild

Der Auswahlausschuss tagt mehrmals im Jahr.

Die Dauer des Bewerbungsverfahrens beträgt ungefähr drei bis sieben Monate.

Tufans Geschichte Friedrich-Naumann-Stiftung

Portraitfoto

Morgens im Betrieb, danach Abendschule. Das war eine harte Zeit. Hinzu kam noch das Pendeln auf den überfüllten Straßen im Ruhrgebiet. „Meine Ausbildung zum Industriemechaniker habe ich in Gelsenkirchen gemacht. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima ging es einigen Stromanbietern nicht gut. Zu denen gehörte auch mein Ausbildungsbetrieb. Die Perspektive, nach der Ausbildung Leiharbeiter im Betrieb zu werden, war nichts für mich.“ Tufan entschied sich, sein Fachabitur an einer Abendschule nachzuholen. Zweimal pro Woche musste er dafür nach der Arbeit nach Mülheim. Der Unterricht dauerte bis 21 Uhr. „Danach war ich platt und am nächsten Morgen musste ich natürlich im Betrieb pünktlich auf der Matte stehen.“ Zwei Jahre ging das so. Trotz der hohen Belastung engagiert sich Tufan als Jugend- und Auszubildendenvertreter. In enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat setzt er sich für die Belange der Auszubildenden ein.

„Das war krass. Stipendien kannte ich nur aus amerikanischen Filmen.“

Nach dem erfolgreichen Fachabitur denkt Tufan über ein Studium nach – ein Job in der Automobilbranche ist sein großer Traum. „Ich war unsicher. Ich hatte schon lange mein eigenes Geld verdient und war finanziell unabhängig. Mein Vater ist mit 15 Jahren aus der Türkei als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. In meiner Familie war ein Studium bisher nie Thema. Mein Zwillingsbruder und meine ältere Schwester haben auch beide eine Ausbildung gemacht.“ Tufan wagt den Schritt. Bei der Einschreibung für das Maschinenbaustudium an der Westfälischen Hochschule kommt die dortige Talentförderung aktiv auf ihn zu. Mit einem Notenschnitt von 2,1 und seinem sozialen Engagement ist Tufan ein guter Kandidat für ein Stipendium eines deutschen Begabtenförderungswerkes. „Das war krass. Stipendien kannte ich nur aus amerikanischen Filmen.“ Sein Talentscout ermutigt ihn und zieht die Bewerbung mit ihm gemeinsam durch. Tufan wird zu einem Auswahlgespräch der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit eingeladen. „Schon allein die Einladung war für mich wie ein Ritterschlag. Vor dem Gespräch war ich etwas nervös. Rund 300 Schülerinnen, Schüler und Studierende haben sich an dem Auswahlwochenende vorgestellt. Doch dann vergingen die 45 Minuten wie im Flug. Es war mir wichtig, aufrichtig zu sein und mich nicht zu verstellen. Ich habe das Gefühl, das kam bei dem Komitee gut an.“ Das Stipendium bietet Tufan neben der finanziellen Sicherheit ein breites Netzwerk. „Allein beim Auftaktwochenende hab ich so viele Menschen kennengelernt. In Workshops und auf Veranstaltungen sehen wir uns immer mal wieder. Das Verhältnis war mit einigen schnell wie mit alten Kollegen.“ Sein Bild von Stipendiatinnen und Stipendiaten, die „piekfein und spießig“ aufträten, hat sich schnell revidiert. „Da sind wirklich coole Leute dabei.“ Der Kontakt zur Talentförderung der Westfälischen Hochschule bleibt parallel intensiv: „Ich hab viel mentale Unterstützung durch meinen Talentscout erfahren. Und auch in Sachen Bewerbungen stand man mir zur Seite. Für mich ist das ein Geben und Nehmen.“ Denn Tufan bringt sich gerne ein. Ehrenamtlich unterstützt er das Team der Talentförderung als Campuslotse und begleitet Schülerinnen und Schülern, die sich für ein Studium in seinem Fachbereich interessieren, an die Uni. Er geht mit ihnen in Vorlesungen und beantwortet alle Fragen rund um Einschreibung, Studienverlauf und mehr.

Weiter geht’s in Richtung Exzellenz

Das NRW-Talentscouting und Tufan bleiben sich auch nach dem Hochschulwechsel treu. Nach einem Praktikum bei einem großen Automobilhersteller in Stuttgart und der erfolgreichen Abfassung der Bachelorarbeit im Unternehmen, entscheidet sich Tufan für ein Masterstudium in Maschinenbau an der Exzellenzuniversität RWTH in Aachen. „Das Studium an der Westfälischen Hochschule war sehr praxisorientiert. Das hat mich super vorbereitet. In Aachen will ich mich auf den Schwerpunkt Konstruktionstechnik spezialisieren und anschließend in einer guten Position in der Automobilbranche arbeiten. Ich möchte aufsteigen."

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) ist eine parteinahe Stiftung der FDP.

Dem  Begabtenförderungswerk der Friedrich-Naumann-Stiftung ist Chancengerechtigkeit ein besonders wichtiges Anliegen. Den Geförderten werden auf vielfältigste Weise Bildungswege eröffnet, dabei  eint sie das Wissen um die Chancen, die Bildung und das ihnen verliehene Stipendium bedeuten.

Mehr Informationen unter www.freiheit.org/de/begabtenfoerderung.

Die Stiftung ist offen für alle Studienfächer, die an staatlich anerkannten deutschen Hochschulen angeboten werden.. Im Auswahlverfahren wird sowohl auf die fachliche als auch auf die persönliche Eignung und ein gesellschaftliches Problembewusstsein ud Engagement wert gelegt.

Die Stiftung erwartet von den Stipendiatinnen und Stipendiaten ein waches Interesse für Politik sowie liberales und gesellschaftspolitisches Engagement.

Merves Geschichte Hans-Böckler-Stiftung

Portraitfoto Merve

Schon seit ihrer Kindheit möchte Merve Ärztin werden. Für diesen Traum hat die fleißige Essenerin, die aus einer klassischen Arbeiter-Familie stammt, gekämpft. Heute studiert sie Medizin und ist dabei sehr erfolgreich. „Seit ich denken kann, möchte ich Ärztin werden. Darum habe ich immer darauf hingearbeitet“, erzählt Merve. Heute studiert sie Medizin an der Universität Duisburg-Essen. Doch ihr Weg bis hierhin war steinig. Mit ihren Eltern, die beide aus der Türkei kommen, lebt Merve in Essen-Altenessen. Ihr älterer Bruder und sie sind in Deutschland geboren und sind die ersten Akademiker in der Familie. Merves Vater arbeitet als Metzger, ihre Mutter ist Hausfrau. Merve unterstützt ihre Eltern bei allem, was Zuhause anliegt, wichtige Dokumente auszufüllen, fällt dabei in ihren Aufgabenbereich.

„Ich habe mich für meinen Traum, Ärztin zu werden, in der Schule immer sehr angestrengt. Dafür musste ich mich vor Mitschülern aber oft rechtfertigen, die der Meinung waren, meine Eltern würden mich unter Druck setzen. Das stimmte nicht, trotzdem hat es mich verunsichert.“ Merve hat immer gerne gelernt und tut es bis heute. Das aufgeweckte Mädchen braucht große Aufgaben, um keine Langweile zu bekommen. „Die Semesterferien sind mir manchmal schon zu viel“, sagt sie und lacht.

Ihr Interesse für das Medizinstudium zeigte sie nicht nur durch ihren Ehrgeiz und sehr gute Noten, sondern auch durch ihre Pflicht- und freiwilligen Praktika im Krankenhaus und in einer Zahnarztpraxis. In der zehnten Klasse ging sie zum ersten Mal zum Talentscouting an ihrer Schule, dem Leibniz-Gymnasium in Essen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich ein Talent bin. Das war ein schönes Gefühl und hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben. Ich konnte mir viele Tipps holen und wurde zu tollen Events im Bildungsbereich eingeladen. Das hätte ich sonst nie machen können.“

"Durch die Talentförderung habe ich mehr Selbstbewusstsein bekommen."

Die Talentförderung unterstützte sie auch bei ihrer Bewerbung für ein Schülerstipendium, das sie bei der Hildegard-Topel-Stiftung bekam. Auch nach dem Abitur blieb Merve mit ihrem Talentscout in Kontakt. „Ich habe dann nochmal Hilfe für eine Stipendienbewerbung bei der Hans-Böckler Stiftung bekommen, wo ich auch angenommen wurde. Das entlastet mich und meine Familie sehr. Ich bin so glücklich darüber. “ Zudem ist Merve heute auch Kontakt für andere Schülerinnen und Schüler aus dem Talentscouting, die sich für Medizin interessieren. Sie führt sie an der Uni herum und erzählt ihnen etwas über das Studium. „Das macht mir wirklich Spaß. Ich bin jetzt im zweiten Semester und liebe das Studium. Es ist absolut mein Ding. Nur, dass ich mich mittlerweile besonders für Kardiologie interessiere, obwohl ich am Anfang in die Pädiatrie wollte. Mal sehen, wo ich am Ende lande. Aber Ärztin werde ich auf jeden Fall mit Leidenschaft.“ Die Essenerin mit der sozialen Ader und dem offenen Gemüt möchte vor allem Menschen helfen, ein Traum wäre für sie auch, als Kardiologin bei „Ärzte ohne Grenzen“ tätig zu werden. „Das Unerreichbare ist für mich das Schöne. Durch die Talentförderung habe ich mehr Selbstbewusstsein bekommen, mich nun auch daran zu trauen und meinen Träumen zu folgen.“

Die Hans-Böckler-Stiftung fördert als gewerkschaftlich orientiertes Begabtenförderungswerk etwa 2.700 begabte Studierende über verschiedene zielgruppenorientierte Verfahrenswege.

Die Stiftung bietet ihren Stipendiatinnen und Stipendiaten über die finanzielle Unterstützung hinaus ein breit gefächertes ideelles Förderprogramm. Diese ideelle Förderung und die in der Stiftung vorhandenen fachlichen Kompetenzen sollen die Entwicklung und den Erfolg der Stipendiatinnen und Stipendiaten unterstützen.

Mehr Informationen unter www.boeckler.de.

Die Hans-Böckler-Stiftung fördert

  • auf Vorschlag der Gewerkschaften und der Stipendiatengruppen leistungsstarke Studierende und Promovierende aller Fächer, die sich gewerkschaftlich oder gesellschaftspolitisch engagieren.
  • begabte junge Menschen, deren Familien ein Studium nicht finanzieren können mit der „Böckler-Aktion Bildung“. Hier sind auch Selbstbewerbungen möglich.

Für die Auswahl sind die materielle Bedürftigkeit, eine hohe Leistungsbereitschaft und die Perspektiven für ein künftiges gesellschaftliches Engagement maßgebend.

Noahs Geschichte Konrad-Adenauer-Stiftung

Portraitfoto Noah

In der Q1 hörte Noah zum ersten Mal vom NRW-Talentscouting als ein Lehrer das Programm in der Klasse vorstellte. Noah war interessiert, hatte aber noch keine wirkliche Vorstellung davon, was im NRW-Talentscouting genau passiert. „Ich dachte mir, ich gehe einfach mal hin und schaue, ob es etwas für mich ist“, erinnert er sich. Der erste Termin mit seinem Talentscout Spiridula von der Fachhochschule Bielefeld hat ihn direkt überzeugt und er war sich sicher, dass das NRW-Talentscouting ihm etwas bringt, wenn er länger dabei bleibt.

Viele Interessen machen die Berufswahl nicht einfacher

Noah ist in Preußisch Oldendorf (Ostwestfalen) aufgewachsen und ging auf das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Bünde. Seine Mitschülerinnen und Mitschüler stammten aus ganz unterschiedlichen Elternhäusern. Noahs Eltern haben nicht studiert. Sein Vater arbeitet in der Werkzeugproduktion für die Automobilindustrie, seine Mutter ist Medizinische Fachangestellte und OP-Schwester. „Meine Eltern supporten mich, das ist gar keine Frage. Aber bezüglich der Berufswahl können Sie mir nur eingeschränkt Tipps geben. Sie haben keine Erfahrung mit akademischen Ausbildungen. Am Talentscouting hat mir von Anfang an gefallen, dass ich professionelle Beratung und Orientierung bekomme und alle Fragen stellen kann.“ Dass er studieren möchte, weiß Noah schon lange. Sein Notenschnitt war im sehr guten Bereich und das hat sich auch im Abitur nicht geändert: Er hat sein Abi mit einem Schnitt von 1,6 bestanden. Noahs Problem war es, dass er sich für so viele unterschiedliche Fächer und Themenbereiche interessiert. Deutsch, Englisch, Biologie und Geschichte sind nur einige. Welcher Beruf ist der richtige und welcher Weg dorthin der für ihn passende? Und wie schreibt man eine gute Bewerbung? Diese Fragen konnte Noah bei den regelmäßigen Terminen mit Talentscout Spiridula besprechen und herausfinden, was ihn am wirklich meisten interessiert.

Trainer und Mini-Lehrer

Schon neben der Schule hat Noah viel ehrenamtlich gearbeitet. Er ist Tischtennistrainer für Kinder und hat sich im teutolab engagiert. „Mein ehrenamtliches Engagement war immer wichtig für mich. Tischtennis ist ein sehr unterschätzter Sport. Den Kindern zu vermitteln, dass man Köpfchen braucht und Taktik eine große Rolle spielt, hat mir immer Spaß gemacht. Das teutolab-Netzwerk bietet Experimentiernachmittage im MINT-Bereich für Grundschüler an. Ich habe daran mitgearbeitet, den Kids die Welt der fünf Sinne nahezubringen. Ich war sozusagen ein Mini-Lehrer“, lacht Noah. Der Lehrerberuf lag deshalb nahe. Im Talentscouting stellte sich dann aber heraus, dass seine Leidenschaften doch woanders liegen. Journalismus war ebenfalls etwas, das Noah interessierte. Schon in der fünften Klasse, so erinnert er sich, hatte er einem Lehrer „Journalist“ als Berufswunsch aufgeschrieben, weil man „über viele interessante Dinge schreiben kann und in der Welt herumreist.“ Doch dieser Beruf blieb lange Zeit abstrakt. Im NRW-Talentscouting konkretisierte sich der Wunsch und wurde für Noah greifbar. Zusammen mit seinem Talentscout hat er mögliche Studiengänge recherchiert, sich die unterschiedlichen Schwerpunkte angeschaut und sich schließlich an mehreren Hochschulen in ganz Deutschland beworben.

Sein Talentscout Spiridula ermutigte ihn auch, sich für ein Stipendium zu bewerben. „Ich hatte mich vor dem Talentscouting noch nie damit beschäftigt, ich wusste nur, dass die wenigsten ein Stipendium bekommen. Mit meinem Talentscout habe ich mir unterschiedliche Stiftungen angeschaut und es stellte sich heraus, dass die Journalistische Nachwuchsförderung (JONA) der Konrad-Adenauer-Stiftung genau das Richtige für mich wäre. Also habe ich mich mit Unterstützung von Spiridula beworben, die mir immer Feedback gegeben hat, z.B. auf mein Motivationsschreiben und den Lebenslauf. Das war wichtig für mich und hat mir Sicherheit gegeben.“ Das Jahr 2018 wurde sehr ereignisreich für den Neunzehnjährigen. Nicht nur, dass er ein Spitzen-Abi gemacht hat, Noah  konnte auch noch ein zweiwöchiges Praktikum bei einem öffentlich-rechtlichen Sender in Hamburg machen, für das er sich zwei Jahre zuvor beworben hatte. Gleich von mehreren Hochschulen kam eine Zusage für einen Studienplatz. Noah entschied sich aufgrund der praktischen Ausrichtung für ein Journalistik-Studium an der TU Dortmund. Er ist freier Mitarbeiter zweier Tageszeitungen und kann dort das, was er an der Uni lernt, direkt praktisch anwenden.

"Ich dachte, dieses Stipendium bekomme ich nie."

Parallel dazu kam die Einladung zur Auswahltagung der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung. „Die Auswahltagung war sehr hart. Man wurde auf Herz und Nieren geprüft, musste u. a. über Tagespolitik diskutieren und beweisen, dass man argumentieren kann. Als ich fertig war, hat mir der Kopf gebrummt und ich dachte, dieses Stipendium bekomme ich nie.“ Doch es kam eine Zusage und Noah ist heute einer von zwölf Stipendiatinnen und Stipendiaten, die 2018 in das Programm aufgenommen wurden. Besonders die ideelle Förderung ist Noah wichtig. „Die finanzielle Unterstützung ist beruhigend, aber das ideelle Förderprogramm der Stiftung ist Gold wert und wahnsinnig vielfältig“, so Noah, „ich kann interessante Seminare besuchen und mir dabei ein Netzwerk aufbauen. Das ist eine ideale Ergänzung zum Studium und gerade für angehende Journalisten extrem wichtig.“ Noah möchte auch während des Studiums den Kontakt zum NRW-Talentscouting nicht missen. „Es wird immer wieder Situationen geben, in denen ich professionelle Unterstützung gebrauchen kann. Das Talentscouting ist wie eine Stütze, die immer da ist.“

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) gehört mit mehr als 2.700 Stipendiatinnen und Stipendiaten in der Studienförderung und über 500 Stipendiatinnen und Stipendiaten in der Promotionsförderung zu den größten Begabtenförderungswerken in Deutschland.

Ihr Ziel ist es, künftige Leistungseliten und Führungskräfte zu fördern, die in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Kultur und Gesellschaft Verantwortung übernehmen. Die Stiftung orientiert sich dabei an einem Menschenbild, das durch christlich-demokratische Wert- und Ordnungsvorstellungen geprägt ist.

Mehr Informationen unter www.kas.de.

Durch die Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert werden Studierende aller Fachrichtungen (Studienförderung), Studierende mit Berufsziel Journalist (Journalistische Nachwuchsförderung), Promovierende (Promotionsförderung) und ausländische Studierende und Graduierte (Ausländerförderung).

Bewerben können sich alle Studierenden, die an einer deutschen wissenschaftlichen Hochschule, einer Hochschule für Bildende Künste und Musik oder einer Fachhochschule immatrikuliert sind.

Kriterien für eine Förderung sind:

  • Intellektuelle Fähigkeiten
  • Wertorientierung und Verantwortung
  • Allgemeines und politisches Engagement
  • Persönlichkeit

Jacobs Geschichte Rosa-Luxemburg-Stiftung

Portraitfoto Jacob

Der Start in Deutschland, in einem neuen Bildungssystem, war für Jacob mit Unsicherheiten verbunden. Wie wird die neue Schule sein? Werden ihn seine Mitschülerinnen und Mitschüler akzeptieren? Wie funktioniert es mit der neuen Sprache? Jacob und seine Schwester zogen 2012 von Nigeria nach Deutschland zu ihrem Vater. Der damals 15-Jährige kam in die Internationale Förderklasse einer Hauptschule in Gelsenkirchen. Alles war neu und ungewohnt für ihn. In der Schule lief es gut. „Ich war offen für Neues und habe alles auf mich zukommen lassen“, erzählt Jacob, „ich war sehr erleichtert, dass alle nett waren und wenn einmal nicht, dann habe ich es mit Humor genommen.“ Seinen Lehrerinnen und Lehrern war schnell klar, dass Jacob motiviert ist und den Realschulabschluss schaffen kann, sodass er nach einem Jahr auf die evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen wechselte.

Schon nach einem Jahr wurde er dort zum Schülersprecher gewählt. Die deutsche Sprache fiel Jacob, der leidenschaftlich gerne Sport treibt, noch etwas schwer. Durch seine offene, diplomatische Art und sein Interesse, sich für andere einzusetzen, konnte er aber überzeugen. Jacobs Leistungen in der Schule lagen im guten Bereich. Um seine Sprachkompetenz zu verbessern, empfahl ihm eine Lehrerin ein Angebot für Neuzugewanderte des TalentKollegs Ruhr, das in den Sommerferien an der Westfälischen Hochschule stattfand. Jacob ging hin und es gefiel ihm so gut, dass er auch an weiteren bedarfsorientierten Qualifizierungskursen am TalentKolleg Ruhr in Herne teilnahm. Dort lernte ihn auch sein NRW-Talentscout kennen. Mit seinem Talentscout konnte Jacob über seine Wünsche und Ziele sprechen und sich auch über ganz praktische Dinge austauschen. Wie funktioniert das Schulsystem in Deutschland, was für Optionen gibt es und welcher Ausbildungsweg entspricht seinen Interessen und Fähigkeiten? Jacob, mittlerweile Stipendiat der START-Stiftung, ist vielseitig interessiert. Besonders spannend findet er die Naturwissenschaften. Nachdem er seinen Realschulabschluss gemacht hatte, wechselte er auf das Ricarda-Huch-Gymnasium Gelsenkirchen, das einen MINT-Schwerpunkt hat. Sein Talentscout informierte ihn über die Möglichkeiten eines Schulwechsels. Auch am Gymnasium hat sich Jacob engagiert. Er wurde Stufensprecher und war Schülervertreter der Auswahlkommission für neue Lehrerinnen und Lehrer. „Jacob ist sehr ambitioniert. Es ist beeindruckend, wie diszipliniert er auf seine Ziele hinarbeitet und sich im Alltag organisiert. Seine Noten lagen im guten Bereich und er hat sich schon nach kurzer Zeit in Deutschland ehrenamtlich engagiert“, sagt Hilke Birnstiel, zertifizierter NRW-Talentscout und stellvertretende Leiterin des TalentKollegs Ruhr in Herne, „ich war mir bei Jacob von Anfang an sicher, dass er auch nach seinem Schulabschluss ein Kandidat für ein Stipendium sein wird.“

"Ich war überrascht, dass es so viele Stipendiengeber gibt. In Nigeria bekommen nur die allerbesten ein Stipendium direkt von der Schule oder Hochschule."

Zuhause war es schwierig für Jacob und seine Schwester. Sie mussten ausziehen, ohne Unterstützung der Familie auskommen und einen eigenen Haushalt führen. Ein zusätzlicher Ansporn für Jacob, an seiner Zukunft zu arbeiten. Das NRW-Talentscouting blieb an seiner Seite. „Mir war klar, dass ich studieren will“, erzählt er, „im Talentscouting konnte ich meine Möglichkeiten besprechen. Mein Talentscout hat mich auch dazu ermutigt, mich für ein Stipendium zu bewerben. Ich war überrascht, dass es so viele Stipendiengeber gibt. In Nigeria bekommen nur die allerbesten ein Stipendium direkt von der Schule oder Hochschule. Ich habe mich dann bei zwei Stiftungen beworben.“ Jacob hatte von seinem Talentscout viele Tipps bekommen und sich daraufhin gut informiert. Neben dem Empfehlungsschreiben vom Talentscout hatte er noch weitere von Lehrerinnen und Lehrer seiner aktuellen und vorherigen Schule angefragt – und auch bekommen. Die Bewerbung war für ihn aufwändig und er war nicht ganz sicher, ob sein Notendurchschnitt von 2,4 im Zeugnis vor dem Abitur ausreicht. Aber mit Zuspruch seines Talentscouts bewarb er sich.

„Dann kamen die Abiturprüfungen. Ich war leider sehr aufgeregt und sie liefen nicht so gut, mein Schnitt fiel auf 3,1. Ich dachte, das war’s mit dem Stipendium. Dann kamen zwei Zusagen, ich habe mich so gefreut. Ich konnte mir das Stipendium aussuchen, was am besten zu mir passt. Das war der Jackpot! Ich habe mich für die Rosa-Luxemburg-Stiftung entschieden“, erzählt Jacob strahlend. Ohne die finanzielle Unterstützung durch das Stipendium wäre es für Jacob sehr schwierig gewesen, ein Studium in Angriff zu nehmen. Da er auf sich allein gestellt ist, müsste er viel nebenbei arbeiten, erzählt er. „Aber mindestens genauso wichtig sind mir die Seminare der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie geben mir die Möglichkeit, mich mit den unterschiedlichsten Themen auseinanderzusetzen und mich mit anderen darüber auszutauschen. Ich bin nicht nur im Sport ein Teamplayer. Andere Sichtweisen interessieren mich, sie bringen mich weiter.“ Jacob studiert im ersten Semester Elektrotechnik in Dortmund und möchte sich nach seinem Bachelor auf Energietechnik spezialisieren.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung versteht sich als Teil der geistigen Grundströmung des demokratischen Sozialismus. Sie wurde 1992 als parteinahe, bundesweit tätige Stiftung von der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) – heute Partei DIE LINKE – anerkannt.

Ziel der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist es, durch politische Bildung zur Demokratisierung politischer Willensbildung, zu sozialer Gerechtigkeit und Solidarität sowie zur Überwindung patriarchaler, ethnischer und nationaler Unterdrückung beizutragen. Dieses gesellschaftspolitische Ziel stellt die Grundlage der Studien- und Promotionsförderung der Rosa-Luxemburg-Stiftung dar.

Mehr Informationen unter www.rosalux.de.

Das Studienwerk vergibt Stipendien an Studierende und Promovierende, die sich durch hohe fachliche Leistungen sowie durch ein ausgeprägtes gesellschaftliches und soziales Engagement im Sinne der Rosa-Luxemburg-Stiftung auszeichnen.

Das Studienwerk zielt auf den Ausgleich sozialer, politischer oder geschlechtlicher Benachteiligung; bei vergleichbaren Leistungen werden daher Frauen, sozial Bedürftige und Menschen mit Behinderungen bevorzugt.

Ein spezielles Programm wurde für angehende Studierende aus nicht akademischen Familien aufgelegt.

Es gilt das Prinzip der Selbstbewerbung.

Jeromes Geschichte Studienstiftung des deutschen Volkes

Portraitfoto Jerome

Früher als die meisten anderen hat Jerome einen festen Zukunftsplan: Eine Laufbahn bei der Polizei sollte es werden. Ein Jahr vor dem Abi stellt sich der Oberstufenschüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule Lünen dem anspruchsvollen Auswahlverfahren. Im schriftlichen Teil schrammt er haarscharf an der Vorgabe vorbei – und ist raus. Aber Jerome lässt den Kopf nicht hängen, im Gegenteil: „Die Zugangsvoraussetzungen für die Beamtenlaufbahn sind sehr schematisiert und eigentlich möchte ich gar nicht in Schemen passen“, ordnet er das vermeintliche Scheitern rückblickend positiv ein.

Ohnehin ist sein roter Interessensfaden ein anderer: Biologie und Naturwissenschaften interessieren den jungen Mann schon immer. Speziell Bio hat es ihm angetan, da könne man um die Ecke denken, und das mag Jerome. Auf einer Infoveranstaltung an der RWTH Aachen lotet er die Bedingungen für ein Studium aus – und ist begeistert: „Ich wusste sofort, dass ich da richtig bin. Die Qualität der Lehre ist sehr hoch, die Professoren sind auch international angesehen. Außerdem ist Aachen Teil der Exzellenzinitiative.“

Deal mit den Eltern: Aachen oder Beamtenlaufbahn

Dabei ist Jerome in seiner Kernfamilie der erste, der ein Studium anstrebt. Seine Eltern sind stolz auf ihren Sohn, der wenig später einen Abischnitt von 1,2 erzielen wird. „Meine Mutter hat immer scherzhaft gesagt: Du bist nicht von uns, du bist uns zugelaufen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Gleichzeitig steht Sicherheit für die Eltern an erster Stelle, Jeromes Studienvorhaben sehen sie zunächst skeptisch. Man einigt sich auf einen Deal: Reicht es nicht für die RWTH Aachen, schlägt Jerome eine Laufbahn beim Finanzamt ein. Für ihn selbst ist der Weg allerdings glasklar, ein halbes Jahr vor dem Abi hat er seinen Platz im Studierendenwohnheim sicher – im niederländischen Vaals, kaum 50 Meter von der Grenze entfernt. Wichtig für Jerome: Studierenden aus EU-Staaten, die ihren Erstwohnsitz in den Niederlanden anmelden, erhalten einen staatlichen Mietzuschuss.

Knackpunkt Studienfinanzierung: Der Weg ins TalentScouting

Das Thema Studienfinanzierung ist es auch, das ihn in Kontakt zu TalentScout Julia bringt. Der junge Mann ist ein Paradebeispiel dafür, dass auch Einser-Schülerinnen und Schüler nicht für alles einen Masterplan haben können. „Als ich unsere Studien- und Berufswahlkoordinatorin nach Julia fragte, sagte sie: „Ich dachte, du brauchst das gar nicht“, blickt Jerome zurück. In den Scouting-Sprechstunden nehmen Julia und Jerome Finanzierungsmodelle unter die Lupe, da aufgrund des geringen BAföG-Anspruchs eine zusätzliche Einnahme fehlt. Jerome: „Da hat Julia mir mega geholfen. Ich wusste bis dahin nicht, wie ich die Kosten stemmen soll.“ Trotz Nebenjobs scheint ein Studienkredit unausweichlich. Eines der begehrten Stipendien wäre hier natürlich die bessere Alternative, neben der finanziellen Unterstützung warten vielfältige ideelle Förderbausteine, zumal Jerome ein aussichtsreicher Kandidat ist: Er überzeugt nicht nur mit Bestnoten, sondern auch als engagierte Persönlichkeit, etwa als Schülersprecher. Jerome bewirbt sich mit Julias Unterstützung bei verschiedenen Stiftungen, die zu seinen Werten und seinem Engagement passen – zunächst ohne Erfolg. Im Abi-Sommer eröffnet sich dann eine neue Option: Jerome wird von seiner Schule für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen, wo er nach erfolgreicher Bewerbung zum Auswahlwochenende eingeladen wird.

Parallel beginnt zum Wintersemester 2017/18 das Bio-Studium in Aachen. Die Umstellung im Vergleich zur Schule ist groß, Eigenverantwortlichkeit zählt. Jerome beißt sich durch die erste Klausurenphase, schiebt für zwei Monate Acht-Stunden-Lernschichten und wird mit fünf von fünf bestandenen Prüfungen belohnt. Überhaupt ist er mit seiner Studienwahl sehr zufrieden: „Es gab schon so viele Aha-Momente. Immer wieder klären sich die großen Fragezeichen, die im Bio-LK aufgrund von Zeitmangel übriggeblieben waren.“ Sein besonderes Interesse gilt der Zellbiologie, der Mikrobiologie und der Neurobiologie, hier sind die Forschungsmöglichkeiten unerschöpflich.

"Ich weiß immer noch nicht, wie ich das geschafft habe."

Der Lohn für Fleiß und Engagement in den zurückliegenden Jahren folgt nach dem ersten Semester: Jerome wird Stipendiat der Studienstiftung! In der heißen Bewerbungsphase ist zuvor Julia wieder an seiner Seite – das TalentScouting der Fachhochschule Dortmund reicht regelmäßig weit über die Schulzeit hinaus; unerheblich ist dabei im Falle eines Studiums auch, für welche Hochschule sich die Talente entscheiden. Für Jerome ein wertvolles Angebot: „Für das Auswahlverfahren muss man einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen. Ich habe jeweils meine Antworten formuliert, Julia hat Verbesserungsvorschläge gemacht.“ Dass er sich letztlich im Auswahlwochenende gegen starke Konkurrenz durchsetzt, überrascht ihn dennoch: „Ich weiß immer noch nicht, wie ich das geschafft habe“, blickt der Neu-Stipendiat zurück. Seinen ersten Lebenshaltungskostenzuschuss investiert er in ein Motorrad, um mobiler zu sein. Aber Jerome möchte denen, die ihn unterstützen und an ihn glauben, auch etwas zurückgeben: Als Botschafter für die Studienstiftung wird er ab sofort an Schulen in Dortmund und Lünen das Programm vorstellen.

Zwei denkbare Zukunftsszenarien: Forschung oder Verkauf

Wie stellt sich der 20-Jährige seine berufliche Zukunft vor? Zwei Szenarien sind denkbar: Da ist einerseits seine Begeisterung für die Forschung. Über seinen Nebenjob als studentischer Tutor hofft er, sich für die Forschungsgruppe am Lehrstuhl für die Molekulare Zellbiologie der Pflanzen zu empfehlen und hier Kontakte zu Professoren zu knüpfen. „Ich möchte versuchen, mich am Lehrstuhl zu etablieren. Zumal mit der Forschung auch die Lehre einherginge und das würde mich auch sehr reizen.“ Gleichzeitig kann er sich eine Verkaufstätigkeit für einen Biotech-Konzern vorstellen: „Das könnte mir liegen, ich arbeite gerne mit Menschen. Als Konzernvertreter beispielsweise zu Großbauern zu gehen und neue Produkte einzuführen, fände ich spannend.“

Bei aller Zielstrebigkeit legt der junge Mann auch Wert auf sein Sozialleben – nur Lernen, das wäre nichts für ihn. Speziell im Fitnessstudio seines Wohnheims hat er gute Freunde gefunden, mit denen er auch mal bis in die frühen Morgenstunden um die Häuser zieht. „Ich bin im studentischen Leben gut angekommen. Mittlerweile habe ich mehr Freunde in Aachen als in Lünen.“, sagt Jerome. Für ihn hat es sich schon jetzt ausgezahlt, seine Ziele mutig zu verfolgen.

Die Studienstiftung des deutschen Volkes ist das größte und älteste Begabtenförderungswerk in Deutschland.

Die Studienstiftung vermittelt ihren rund 13.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten vielfältige Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Vertiefung, zum fächerübergreifenden Dialog und für internationale Erfahrungen. Die Geförderten bilden die gesamte Breite und Vielfalt weltanschaulicher, religiöser sowie demokratisch verankerter politischer Hintergründe und Werte ab, die sie in das Programmangebot der Studienstiftung einbringen.

Mehr Informationen unter www.studienstiftung.de.

Für eine Förderung in Frage kommen Studierende und Doktoranden, die Besonderes leisten, Initiative zeigen und Verantwortung übernehmen.

Für ein Stipendium kann man vorgeschlagen werden oder sich mit einem Test selbst bewerben.

Vorschlagsrecht haben:

  • Schulleitungen für Abiturientinnen und Abiturienten,
  • Professorinnen und Professoren sowie Prüfungsämter für Studierende aller Fachrichtungen,
  • Leitungen staatlicher deutscher Musik- und Kunsthochschulen für Studierende künstlerischer Fächer,
  • Betreuer von Promotionsvorhaben für Doktorandinnen und Doktoranden.

Studierende einer Fachhochschule oder Universität im 1. oder 2. Semester könne sich über einen Auswahltest selbst bewerben. Die Anmeldung ist von Mitte Januar bis Mitte Februar online möglich.

Abiers Geschichte Cusanuswerk e.V.

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In ein anderes Land ziehen. Eine neue Sprache lernen. Freunde finden. Und dann auch noch studieren? Die 28-jährige Abier zeigt, dass all das möglich ist. Als Abier 2012 mit ihrer Familie aus Iraks Hauptstadt Bagdad nach Deutschland kam, sprach sie kaum ein Wort Deutsch. Heute studiert Abier im fünften Semester Wirtschaftswissenschaften an der TU Dortmund. Für Abier war das ein weiter Weg, den sie mit viel Willenskraft, Motivation und Unterstützung ihres NRW-Talentscouts Ulrike Magarin von der TU Dortmund erfolgreich gemeistert hat. Bis zur elften Klasse ging Abier in Bagdad zur Schule. Ihr Abitur konnte sie dort nicht machen. Weil Christen im Irak verfolgt wurden, ging sie mit ihren Eltern und zwei Brüdern nach Syrien, wo sie die Schule beendete und dank einer Stiftung von UNICEF im Jahr 2010 anfing, Wirtschaftswissenschaften an der Universität in Damaskus zu studieren. Als in Syrien der Bürgerkrieg ausbrach, kam Abier nach Deutschland. „Der Start war sehr hart für mich“, erinnert sie sich. „Anfangs konnte ich noch keinen Sprachkurs belegen und habe deshalb erst zwei Jahre später Deutsch gelernt.“ Zwei Jahre verbrachte Abier in Aufnahmeeinrichtungen in Dortmund, Hemer und Hamm, dann zog sie mit ihren Eltern und zwei Brüdern nach Essen.

„Von Anfang an war es mein Ziel, in Deutschland mein Studium fortzusetzen“

„Von Anfang an war es mein Ziel, in Deutschland mein Studium fortzusetzen“, erzählt Abier entschlossen. Ausländische Studieninteressentinnen und -interessenten müssen dafür einen Nachweis ihrer Deutschkenntnisse erbringen. Die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH) bestand Abier an der Universität Duisburg-Essen. Zusätzlich absolvierte sie den „TestDaF – Deutsch als Fremdsprache“, um die Sprache möglichst gut zu beherrschen. Ihr Deutschlehrer, Herr Lantin, war in diesem Lebensabschnitt für Abier ein wichtiger Ansprechpartner. 2016 hat sich Abier um einen Studienplatz an mehreren Universitäten beworben und von allen eine Zusage bekommen. „Das war super und hat mich noch mehr motiviert“, erzählt sie mit einem Lächeln. „In Dortmund zu studieren war eher eine Bauchentscheidung“, erklärt sie. Zu Beginn ihres Studiums bekam Abier das Deutschlandstipendium. In der TU Dortmund hat sie auch Talentscout Ulrike Magarin kennengelernt, die der Studentin geraten hat, sich bei Begabtenförderungswerken zu bewerben. „Ulrike hat mir die Stiftungen vorgestellt und mich bei der Auswahl unterstützt“, erinnert sich Abier. Da das Cusanuswerk katholische Studierende fördert, fühlte sich Abier angesprochen und bewarb sich dort mit der Unterstützung ihres Talentscouts. Seit März 2018 ist sie Stipendiatin der Stiftung.

Beim Cusanuswerk gut aufgehoben

„Ich hatte beim Cusanuswerk immer ein gutes Gefühl“, erzählt Abier. Soziales Engagement sei für die Stiftung besonders wichtig. Für Abier ist ehrenamtliche Arbeit ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags. Schon nach anderthalb Jahren in Deutschland engagiert sie sich mit Leidenschaft und viel Motivation in ihrer Kirchengemeinde in Essen und bereitet unter der Woche ein Programm vor, das sie jeden Samstag mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen durchführt. „Ich habe so etwas ähnliches schon in Syrien gemacht“, sagt Abier. Wichtige Bezugspersonen wurden für Abier auch die Pfarrer Leich und Strecker, die ihr bis heute viel Rückhalt bieten. Über das Cusanuswerk spricht die Stipendiatin mit viel Dankbarkeit. „Neben der finanziellen Unterstützung ist die ideelle Förderung dort richtig top. Es werden Bildungsprogramme wie z.B. die Ferienakademie und geistliche Programme angeboten“, erzählt sie. Zu Beginn gab es für Abier eine besondere Herausforderung: Hauptvoraussetzung für das Stipendium ist die deutsche Staatsangehörigkeit, die sie zu dem Zeitpunkt ihrer Bewerbung noch nicht hatte. „Ich bin drangeblieben und habe die deutsche Staatsangehörigkeit rechtzeitig bekommen. Der Zuspruch und die Motivation durch das NRW-Talentscouting waren in dieser Situation sehr wichtig für mich.“

Das Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Das Cusanuswerk fördert besonders begabte Studierende und Promovierende aller Fachrichtungen durch die Vergabe von Stipendien.

Im Rahmen der Förderung entstehen Orte der Begegnung, die die Gefördeten dazu ermutigen, eigene Wege zu gehen und Verantwortung in Gesellschaft, Wissenschaft und Kirche zu übernehmen. Ein vielfältiges Bildungsprogramm lädt zur Diskussion über Wissenschaft und Glaube, Gesellschaft und Kirche ein.

Mehr Informationen unter www.cusanuswerk.de.

Bei einer Förderung durch das Cusanuswerks wird Wert gelegt auf:

  • fachliche Leistungen, interdisziplinäres Interesse und Kreativität im Studium
  • Neugier und Offenheit
  • Engagement und Verantwortungsbereitschaft
  • Interesse an aktiver Mitgestaltung der Kirche und der Welt

Bewerberinnen und Bewerber zum Auswahlverfahren vorschlagen können

  • Schulleitungen
  • Hochschullehrerinnen und Hochschullehre
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschulpastoral
  • ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten

Eine Selbstbewerbung ist ebenfalls möglich.